Leon
Battista
Alberti

1404 – 1472

Alberti verdankt die Architekturtheorie seine Schrift De re aedificatoria, die zehn Bücher «Über das Bauwesen» (1443–1452). Der Kerngedanke ist, daß die Baukunst nicht, wie Vitruv sagt, von der Säule ausgeht, sondern von der Wand.

Zehn Bücher über die Baukunst / De re aedificatoria. (Originalausgabe: Florenz 1485). Ins Deutsche übertragen, eingeleitet und mit Anmerkungen und Zeichnungen versehen durch Max Theuer. 2. Auflage. Darmstadt 2005 (unveränderter reprographischer Nachdruck der 1. Auflage von 1912).

«Eine große Sache ist die Architektur, und es kommt nicht allen zu, eine so gewaltige Sache in Angriff zu nehmen. Einen hohen Geist, unermüdlichen Fleiß, höchste Gelehrsamkeit und größte Erfahrung muß jener besitzen und vor allem eine ernste und gründliche Urteilskraft und Einsicht haben, der es wagt, sich Architekt zu nennen. Denn in der Baukunst gilt als oberstes Lob, genau beurteilen zu können, was not tut. Denn gebaut zu haben, ist sowohl von der Notwendigkeit als von der Nützlichkeit abhängig. Jedoch so gebaut zu haben, daß es die Vornehmen billigen, die Bescheidenen aber nicht von sich weisen, das geht nur von der Erfahrung eines gebildeten, wohlberatenen und sehr überlegten Künstlers aus.»

Ursprung und sechs elemente der Baukunst

«Es steht also fest, daß die gesamte Baukunst auf sechs Elementen beruht. Diese sind: die Gegend, der Grund (die Baustelle), die Einteilung (Grundriß), die Mauer, die Decke und die Öffnung.»

«Mauer nennen wir jedes Bauwerk, welches sich vom Boden in die Höhe erhebt, um die Last der Decke zu tragen, oder welches innerhalb des Daches aufgeführt wird, um die einzelnen Räume von einander zu trennen.»
«Decke nennen wir hauptsächlich jede Konstruktion, welche sich über den Köpfen der darunter Befindlichen nach Länge und Breite ausdehnt.»
«Öffnung nennen wir alles, wodurch und wo immer bei einem Gebäude den Inwohnern und Sachen Ein- und Austritt gewährt wird.» [22]

Bauglieder «sollen untereinander so zusammenpassen, daß das Ganze eher als ein einheitlicher Körper als eine verzettelte und zerstreute Zahl von Gliedern erscheint.» [49]

«Sie [die Alten] vermieden nämlich sorgfältigst eine gerade Linie der Grundfläche am Äußeren so zu ziehen, daß sie überlang wurde, ohne daß sie an einzelnen Stellen sowohl durch Ausbuchtungen von gekrümmten Linien, als auch durch einschneidende Ecken unterbrochen wurde. Dies taten diese äußerst erfahrenen Männer offenbar deshalb, um die Wand durch den Zusammenhang mit diesen hinzugefügten Unterstützungen zu verstärken.» [50]

«So nenne ich sie (die Säule) vielleicht nicht unpassend einen festen und ununterbrochenen Teil einer Mauer, der sich lotrecht vom Boden unten in die Höhe erhebt, um die Decke zu tragen.» [Erstes Buch: Über die Risse, p. 51]

«Heb’ die Decke weg und es verschimmelt das Holz, es sinkt die Mauer, es schwanken die Seiten und der ganze Bau fällt allmählich zusammen.» [54]

«Denn die Decke war ihrer Natur nach, falls ich richtig auslege, von der ganzen Baukunst für die Menschen das erste jener Stücke, die für ein ruhiges Dasein notwendig waren, …» [Zweites Buch: Über die Baustoffe, p. 70]

Definition des Bauens; «Jede Art des Aufbauens eines Gebäudes beruht und erschöpft sich allein darin, daß mittelst mehrerer in richtiger Reihenfolge angesammelter und kunstvoll zusammengefügter Materialien, mögen dies nun Quadersteine, Beton, Hölzer oder irgend etwas anderes sein, ein festes Gebilde und soweit dies geschehen kann, ein ganzer, einheitlicher Bau ausgeführt wird. Ganz und einheitlich nennt man das, dessen Teile voneinander nicht entfernt und getrennt, sondern an ihrer Stelle sitzen. Aber sie müssen im ganzen Zuge ihrer Linien zusammenhängen und sich in richtiger Folge aneinanderschließen.» [p. 117]

«Ich meine, daß die Portikus und das Vestibule nicht so sehr der Dienerschaft wegen, …, sondern allen Bürgern zuliebe erfunden worden sei. […] Portikus und Vestibule wird durch den Eingang geziert werden. Der Eingang wird sowohl durch die Straße geziert, auf welche er sich öffnet, als auch durch die würdige Ausstattung, welche er selbst erhält.» [p. 223]

«Der Schmuck der Öffnungen verleiht den Gebäuden ungemein viel Reiz und Ansehen, …» [330]

«Den vorzüglichsten Schmuck der ganzen Baukunst besitzen wir in den Säulen.» [333]

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