Es war einmal …

… ganz selbstverständlich für den Menschen, seine bauliche Umwelt so zu gestalten, daß sie sein Dasein angemessen rahmen und einzubetten weiß. Daß der Mensch überhaupt baut, gibt derweil das Zeichen, daß er der Welt, wie sie ist, eine Vervollständigung mitzugeben hat, denn er muss sich nicht nur von den Unbilden der Wetter und anderer Gefahren schützen, sondern will sich in atmosphärisch eingefriedete Räume einfinden.

Heute gibt es nur noch wenig Verfügung darüber, was diese architektonische Qualität bedeutet. Obwohl nun bald seit über 100 Jahren kaum noch taugliche Gebäude errichtet werden, wissen Menschen insgeheim und intuitiv aber noch sehr genau, welche Art von Architektur dazu in der Lage ist und bringen ihre Urlaube immerfort dort zu, wo sie diese Art architektonischer Qualität noch spüren dürfen.

Wozu Architekturtheorie.

Die Architekturtheorie geht in der einfachen Frage, «Was ist Architektur?», dem Bestreben nach, das Wesen der Baukunst zu erkunden und bezeugt darin ihren philosophischen Ursprung. Die Frage nach dem Wesen der Architektur schließt derweil unmittelbar und unbedingt die qualitative Einordnung ein, was überhaupt gute Architektur ist. Die Architekturtheorie kann also keinen geringeren Anspruch erheben, als die möglichst vollständige Erschließung architektonischer Qualität.

Während von dem akademischen Fach der Architekturtheorie eigentlich eine Klärung der dringlichen Frage zu erwarten wäre, führt sie selbstverschuldet ein vernachlässigtes und untergeordnetes Dasein an den Fakultäten und schwingt sich neuerdings gar zum politischen Aktionismus auf. Ohne die philosophische Absicherung der eigentlich Architekturtheorie jedoch, hat der Architekt keine Verfügungsgewalt darüber, was er beim Entwerfen eigentlich tut. Die Architekturtheorie ist unerlässliches Werkzeug zum Sprechen und Schaffen von Architektur, welche sonst der Willkür preisgegeben ist.

Architektur – aber gefühlsecht.

Die «Theorie» – griechisch θεωρία: Anschauung, Erkenntnis – eines Faches gilt zumeist als spröde und lebensferne Betrachtung, die sozusagen als entschärfte Trockenübung im akademisch isolierten Betrieb getätigt wird, von der ein praktisch Tätiger aber nicht wirklich schwanger werden kann; – nicht anders ist es allzu oft in der Architektur(theorie).

Derweil steht die Frage groß und breit im Raum, wie so eine bauliche Umgebung, wie sie sich uns heute allerorts zeigt, möglich werden konnte. Die Antwort ist bündig zu geben: weil es die meisten nicht spüren. Während in vergangenen Zeiten beinahe jeder ein Gespür für die bauliche Gestaltung seiner Umwelt innehielt, ist die Ungemütlichkeit mittlerweile soweit gediehen, daß es beinahe als Fatum hingenommen wird, neuere Architektur müsse fremdartig und hässlich sein.

Dies gibt das Stichwort, Architektur mittels Architekturtheorie auf Grundlage menschlichen Betroffenseins von Gefühlen als Atmosphären zu entdecken, um wieder eine Architektur zu erlangen, die tatsächlich gefühlsecht ist und damit die bauliche Gestaltung wieder in Einklang bringt mit dem Menschen als leiblich spürendes Wesen.

Was ist ArchiTheoría?

Diese Plattform ist kurz und schlichtweg gesagt die Dokumentation meiner architekturtheoretischen Forschung. Hier steht Wissen zur Architekturtheorie und Entwurf in Form von Blogbeiträgen, Textsammlungen und weiterem zur Verfügung. Besonders ist dieses Portal der Sache geschuldet, das philosophische System der Neuen Phänomenologie für Architektur und Architekturtheorie in den Dienst zu setzen. In absehbarer Zeit wird hier ebenso das Angebot von Online-Seminaren zu architekturtheoretischen und entwerferischen Themen zu finden sein.

Über den Autor

Thomas Alsheimer・Jahrgang 1991・Selbstständiger Entwurfsplaner・Studium der Architektur an der Technischen Universität Darmstadt (M. Sc.)・Lehrgang zum Baubiologen IBN am Institut für Baubiologie und Nachhaltigkeit Rosenheim・seit 2012 Selbststudium in Architekturtheorie und Philosophieseit 2020 laufende Promotion an der Bauhaus-Universität Weimar・seit 2023 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl «Theorie und Geschichte der modernen Architektur» der Bauhaus-Universität WeimarKontakt: thomas.alsheimer{ät}web.de

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